Perinatale Infektionsanfälligkeit von Mutter und Kind

Im Verlauf einer Schwangerschaft ist eine vorübergehende Immunsuppression zu beobachten, die mit einer reduzierten Zahl und Funktionalität spezifischer T-Zellen (Gruppe der weißen Blutkörperchen, die der Immunabwehr dient) korreliert. Als Folge ergibt sich oftmals ein gehäuftes Auftreten von bakteriellen und viralen Infekten. Durch vaginal aufsteigende Infektionen kann es wiederum zu vorzeitiger Wehentätigkeit gefolgt von etwaigem Blasensprung und Frühgeburtlichkeit kommen. Durch eine vergleichende Analyse von Nabelschnurblutzellen bei Müttern, gesunden Neugeborenen und Neugeborenen mit prä- und perinatalen Infektionen sollen Risikofaktoren und potentielle diagnostische Marker für das Risiko einer Infektionsanfälligkeit von Mutter und Kind gefunden werden.
(Prof. Birgit Seelbach-Göbel, Geburtshilfe und Frauenheilkunde, Klinik St. Hedwig)


Schwangerschaftseinflüsse auf die Ausprägung des Mikrobioms

Das körpereigene Mikrobiom (Gesamtheit aller den Menschen besiedelnde Mikroorganismen) ist beim Neugeborenen noch nicht fest etabliert. Regionale und altersbedingte Unterschiede in der Zusammensetzung des Mikrobioms scheinen bei unterschiedlichen Erkrankungen eine Rolle zu spielen. Die Basis der primären Mikrobiombesiedelung wird der Art des Geburtsweges (vaginal/Kaiserschnitt) und dem damit entstehenden Kontakt mit unterschiedlichsten Haut- und Vaginalkeimen zugeschrieben, ist bisher allerdings noch nicht genau untersucht worden. Ziel ist es herauszufinden, welchen Einfluss die schwangere Frauen, bzw. Mutter, auf die Entwicklung des Mikrobioms ihres Kindes in den ersten Lebenswochen durch die Art des Geburtsweges und das Stillverhalten nehmen kann.
(Prof. Birgit Seelbach-Göbel, Geburtshilfe und Frauenheilkunde, Klinik St. Hedwig)


Frühkindliche Einflussfaktoren auf die Ausprägung des Mikrobioms

Normalerweise entwickelt sich der menschliche Fetus keimfrei und das Neugeborene wird erst nach der Geburt und dann innerhalb weniger Tage mit Bakterien besiedelt. Diese Bakterien sind wahrscheinlich zum größten Teil mütterlichen Ursprungs, werden jedoch im weiteren Verlauf durch verschiedene, weitgehend noch unbekannte Faktoren komplexer und „individualisiert“. Eine Veränderung in der Zusammensetzung dieses individuellen Mikrobioms wird mit physiologischen Veränderungen aber auch mit der Entstehung von komplexen Erkrankungen wie z.B. Adipositas, Allergien oder chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen, in Verbindung gebracht. Durch eine qualitative und quantitative Analyse des Mikrobioms (z.B. durch Haut- und Rachenabstriche) bei Müttern, Vätern und Kindern wird in der KUNO Kids Studie überprüft, ob und über welche Zeit die von der Mutter erworbenen Bakterien beim Kind persistieren und ob diese die individuelle Krankheitsanfälligkeit mitbestimmen.
(Prof. Dr. Dr. André Gessner, Mikrobiologie, UKR)


Komplikationen von Frühgeborenen und die Rolle des Mikrobioms

In Einzelfällen kommt es bereits während der Schwangerschaft zu einer Besiedelung des Fötus mit Bakterien, was eine Frühgeburt auslösen kann. Diese Frühgeborenen sind zudem vermehrt von schweren, potentiell lebensbedrohlichen Komplikationen betroffen. In diesem Projekt wird überprüft, ob sich das Mikrobiom von Frühgeboren, die schwere Komplikationen erleiden, von dem Mikrobiom reifer Neugeborener und/oder Frühgeborener ohne Komplikationen unterscheidet. Dieses Wissen könnte zukünftig eventuell eine verbesserte Diagnostik und Therapie bei Frühgeborenen ermöglichen.
(Dr. Jochen Kittel & Prof. Hugo Segerer, Neonatologie, Klinik St. Hedwig)